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Gedruckte Kirche

Eine Kirche lag friedlich in der Herbstsonne da. An einem ganz kleinen See mitten in der Großstadt. Im letzten Krieg hatte sie ihre Spitze verloren, die nicht mehr wieder aufgebaut wurde. Möge diese Kirche alle Menschen immerfort an die Schrecken des Krieges erinnern…

Nachdem die Drucktechnik mit dem Milchkarton und der Nudelmaschine so gut funktioniert hatte, wollte ich sie mal mit einem ernsten Motiv probieren. Dabei hatte ich sofort an eine wunderschöne Kirche in meinem Viertel gedacht. Der Plan war, sie bei einem Spaziergang zu fotografieren und dieses Foto als Vorlage zu nutzten. Doch leider war die Kirche aktuell teilweise eingerüstet, so dass ich auf ein älteres Foto zurückgreifen musste.

Als erstes zeichnete ich einen Entwurf mit Bleistift auf Papier. Dabei vereinfachte ich die Kirche stark. Dieser Entwurf ist hier zu sehen:

Als ich mit ihm zufrieden war, pauste ich ihn spiegelverkehrt auf ein weiteres Blatt Papier. Danach schnitt ich mir dieses Papier so zurecht, dass neben dem Motiv nur ein schmaler Rand blieb. Anschließend trennte ich von einem Milchkarton ein Stück in ähnlicher Größe ab und legte den spiegelverkehrten Entwurf darauf. Ich übertrug das Motiv auf den Karton, indem ich es mit meinem Feinminenbleistift nachfuhr und so die Linien hineindrückte. Diese waren nun leicht sichtbar. Mit einem feinen Kugelwerkzeug, das ich sonst zum Modellieren verwende, drückte ich sie stärker ein. Jetzt war der Druckstock fertig:

Um zu drucken, platzierte ich ein wenig wasservermalbare Ölfarbe auf dem Karton und rieb die Farbe mit einem Rakel aus dem Siebdruck in die Rillen. Dann baute ich meinen Stapel zum Drucken zusammen: ein Stück Bastelfilz, Löschpapier, der Druckstock, das zu bedruckende Papier, Löschpapier und Bastelfilz. Diesen Stapel kurbelte ich ganz langsam durch die Nudelmaschine, die ich zuvor auf die passende Stufe eingestellt hatte. Noch vom letzten Druck hatte ich hierfür Erfahrungswerte. Das zu bedruckende Papier habe ich vorher in eine Schüssel mit Wasser gelegt und äußerlich ein wenig abgetrocknet. Danach wiederholte ich den Druckvorgang einige Male, wobei die Ergebnisse immer etwas unterschiedlich wurden. Einen dieser Drucke habe ich mal fotografiert:

Da mal mehr und mal weniger Farbe außerhalb der Rillen auf dem Druckstock haften blieb, wurden die Drucke dunkler und heller.

Das Motiv ist etwa 8 cm breit und etwa 6 cm hoch.

Mit dieser Druckmethode bin ich sehr zufrieden. Die Linien des Motivs lassen sich mit Hilfe der Nudelmaschine gut auf das Papier übertragen. Ganz perfekt werden die Drucke natürlich nicht. Aber ich finde, das ist ja auch das Schöne daran, denn so wird jeder Druck einzigartig. Und notfalls kann man auch noch die eine oder andere Linie mit Farbe und Zahnstocher nachziehen. Diese Methode hatte ich bei meinem gedruckten Vogel zum ersten Mal ausprobiert.

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