Eine Hand hielt ein Auge zwischen zwei Fingern, um mit dessen Hilfe sehen zu können, was vor sich ging. Eine zähe klebrige Flüssigkeit tropfte langsam von der Decke in eine Schüssel, die jemand aus weiser Voraussicht aufgestellt hatte. Die Szene mutete reichlich merkwürdig an…
Nachdem mir der Linolschnitt mit den farbigen Blumen wieder soviel Spaß gemacht hatte, wollte ich mich doch noch ein wenig mehr mit dieser Technik beschäftigen. Ganz spontan fiel mir dieses Motiv ein, so dass ich recht bald einen ersten Entwurf zu Papier brachte:
Hier hatte ich die Schraffuren noch kreuzförmig angebracht. Ich hatte auch zuerst vor, sie im Linolschnitt später genauso einzusetzen, entschied mich später jedoch anders. Gerade den Linolschnitt liebe ich ja wegen seiner klaren und einfachen Linien. Und so sollte das neue Motiv auch aussehen: klar und strukturiert. Also zeichnete ich einen neuen Entwurf, in dem die Schraffuren parallel angelegt sind:
Dieser zweite Entwurf gefiel mir für den Linolschnitt wesentlich besser, obwohl ich finde, dass er das Spontane und Wilde verloren hat. Ich schnitt aus einer größeren Platte ein Stück zu, das von der Größe her zu meinem Motiv passte. Anschließend übertrug ich den Entwurf auf dieses Stück Linoleumplatte, indem ich ihn mit der Oberseite nach unten auf der Platte platzierte und mit dem Fingernagel mit Druck über die Rückseite fuhr. Da die Linien nur sehr schwach zu sehen waren, malte ich sie noch einmal mit dem Bleistift nach. Nun konnte ich die Flächen und Linien mit den Linolschnittmessern freilegen. Hierbei begann ich mit dem feinsten Messer und arbeitete mich zum gröbsten durch.
Als ich mit dem Schneiden fertig war, war ich neugierig auf den ersten Druck, und darauf, ob ich noch ein wenig nacharbeiten musste. Ich walzte also meine Platte gleichmäßig mit schwarzer Farbe ein, legte ein Blatt Kopierpapier darauf und strich mit dem Falzbein über die Rückseite. Dann hob ich das Blatt vorsichtig hoch und zog es ab. Mit diesem ersten Druck war ich schon sehr zufrieden. Ich schnitt an der Schraffur des oberen Fingers noch ein wenig nach. Hier möchte ich noch die fertige endgültige Platte zeigen:
Dann setzte ich meine Serie an Drucken fort. Ich druckte wie immer gleich mehrere Exemplare, die ich über Nacht trocknen ließ. Einen davon habe ich mal fotografiert:
Da ich letztens die Linoldruckfarbe in Neontönen zum ersten Mal ausprobiert hatte, wollte ich auch hier mit ihr ein wenig herumexperimentieren. Ich druckte das Motiv nacheinander mit den drei Farben auf weißes Papier, und dann hatte ich die Idee, das Papier erst damit einzuwalzen und schließlich mit schwarz darüber zu drucken. Bei der zweiten Variante ließ ich die Farbe aber trocken, bevor ich druckte. Die besten Ergebnisse sind hier zu sehen:
Das Motiv ist etwa 11 cm breit und etwa 7,5 cm hoch.
Beim Linolschnitt gibt es nur schwarz und weiß und keine Zwischentöne in jeder erdenklichen Abstufung wie bei der Bleistiftzeichnung. Deshalb ist es hier auch schwierig, Schatten darzustellen. Man muss mit Flächen und Schraffuren arbeiten. Ich halte meine Linolschnitte immer möglichst einfach, weil ich die klaren Linien, die bei der Technik erzeugt werden können, sehr schön finde. Man kann die Drucke auch mehrfarbig gestalten, indem man mehrere Platten einsetzt, wie bei meinen Blumen, oder wie hier, das Blatt vorher anmalt. Das hier wird auf jeden Fall nicht mein letzter Linolschnitt sein.
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